Briefe an Herrn W. Baumann, CEO Bayer AG (7-10)
7. Wenn ein CEO Handeln mit Herstellen verwechselt.
Lieber Herr Baumann,
wir sind bei Ernst Cassierer stehen geblieben. Also, >> von nix kommt nix<<. Na ja, das wird wohl, vermute ich, auch die Devise für Ihr Tun, für Ihr Handeln sein, genauso wie >>der Zweck heiligt die Mittel<<. Dieses >>von nix kommt nix<< scheint für Sie, nehme ich an, durchaus in dem ‘strategischen’ und finanziellen Teil, aber irgendwie überhaupt nicht in dem kommunikativen Teil Ihres wirtschaftlichen Handelns zu gelten. Diese Leitgedanken haben Sie wahrscheinlich auf die Idee gebracht, im Einsatz sehr hoch zu gehen, um im vorläufigen Effekt aus 152 Mrd. Euro eben 62 Mrd. Euro, zeitweise sogar 52 Mrd. Euro zu machen (Monsanto-Übernahme). Also sehr viel Einsatz für sehr viel Verlust. Wenn schon, denn schon.
8. Wird Monsanto-Geschichte zur Genie-Geschichte?
Lieber Herr Baumann,
über diesen fast ‘geniehaften’ Zug (Monsanto-Übernahme) haben Sie bis jetzt, mit sehr vielen relevanten Gruppen, kaum effektiv kommuniziert, also – >>von nix kommt nix<<, eben auf kommunikativer Ebene. Ihre Motive und Ziele dabei, sind nach Hannah Arendt, von gar keiner Bedeutung. Es geht eben um das ‘wie’, und was von diesem ‘wie’ über Sie hinaus, >>erzählbar<< bleibt? Manche Männer träumen davon, zumindest ein Haus und einen Baum, manche aber deutlich mehr, eben etwas Außergewöhnliches, eben in diesem ‘wie’, zu hinterlassen. Dieses ‘wie’ und dadurch ein Teil der Möglichkeiten einer wertvollen ‘Sein’ – Gestaltung, sowohl für Sie persönlich als auch für die Mitarbeiter, ist Ihnen, zumindest bis jetzt, total misslungen, bzw. abhanden gekommen. Was >>erzählbar<< nach Ihnen bleibt, ist noch offen. Es gäbe da, nach Hannah Arendt, doch noch eine Rettung, ‘ein Heilmittel’.
9. Das innere Verdrängen vernichtet enorme innere Energien.
Lieber Herr Baumann,
dieses ‘wie’, auf das Sie persönlich so einen enormen Einfluss hatten und haben, aber leider total vernachlässigt haben, belächeln Sie wahrscheinlich, deswegen versuche ich Ihnen zu erklären, warum es so wichtig ist. ‘Wie’ ist die Kommunikationsebene und bei Hannah Arendt heißt sie ‘Bezugsgewebe’. Wenn also, die Kommunikation in einer Firma, wie Bayer fast wertlos ist, weil sie kaum ‘glaub- und meinungswürdig erscheint’, dann fangen die Mitarbeiter an, das was sie in der Firma verstört, zu verdrängen. Verdrängen bedeutet aber nicht, dass das Unbequeme, das Beißende irgendwo verschwindet, sich in der Luft auflöst. Das alles landet tiefer im Kopf, beißt das Gewissen auf versteckte Art und Weise, aber keinesfalls weniger intensiv. Dieser heimliche innere Prozess schluckt jedoch enorme Energien.
10. Shoppen ist weder Managementkunst noch Innovation. Wie vernichtet man am schnellsten die 150-jährige Reputation?
Lieber Herr Baumann,
diese enormen Energien, die das Verdrängen von unbequemen Fakten kostet, fehlen den Mitarbeitern dann irgendwo anders, z.B. beim Engagement, Kreativität und eben Innovation. Sie, ja Sie selbst, Herr Baumann, sind das beste Beispiel dafür, wozu ein ausgeprägter Mangel am Obigen führen kann. Die Übernahme von Monsanto, leider schon wieder dieses Beispiel, können Sie doch beileibe, weder für wahre Managementkunst noch Innovation halten. Sie sind ganz einfach, nur shoppen gegangen, mit sehr viel Geld. Das kann doch fast jeder. Manche verhandeln dabei noch einen guten Preis. Sie, lieber Herr Baumann haben nicht mal das richtig hinbekommen. Sie haben eine Firma mit der wohl schlechtesten Reputation in der Welt gekauft und noch dazu, viel zu teuer, eine heiße Kartoffel haben Sie übernommen.