Briefe an Herrn W. Baumann, CEO Bayer AG (4-6)
4. Aus dem Außerordentlichen wird diesmal nichts.
Lieber Herr Baumann,
na ja, ein Tyrann sind Sie, glaube ich, nicht und ob und was von dem o.g. zutrifft, werden andere besser beurteilen können. Wenn also ‘alle’, nicht mal im engeren Sinne, nämlich Ihre Zielgruppen, Sie nicht interessieren, dann werden Sie ziemlich wenig für das übrig haben, was Hannah Arendt ‘das Außerordentliche’ nennt. Dass dieses ‘Außerordentliche’, die Möglichkeit der Bildung einer ‘Wirklichkeit’ für die Firma, für Bayer, also auch für die Mitarbeiter, nicht in Ihrem Blickfeld ist, kann ich noch begreifen, aber was ist mit dem für Sie persönlich ‘Außerordentlichen’, mit Ihrer ‘Wirklichkeit’ mit Ihrem ‘Sein’. Wie bilden Sie sie? Mit den Aktionären scheint es nicht so ganz zu gelingen. Na ja, das geht mich nichts an. Wenn Sie aber glauben, dass #forbetterlife allein das alles richten wird, dann leider, lieber Herr Baumann, irren Sie sich.
5. #forbetterlife macht für die Mitarbeiter alles nur schlimmer.
Lieber Herr Baumann,
dieses Motto (Mission) – #forbetterlife – von Bayer müsste dann ‘glaub- und meinungswürdig erscheinen’. Das tut es aber auf keinen Fall bei sehr vielen Zielgruppen. Bei Ihrem Produkt-Portfolio bedeutet dieses Motto sehr oft: besseres Leben für die Einen auf (sehr oft gesundheitliche) Kosten von Anderen. Wenn Sie glauben, das ist so schon in Ordnung, dann ist es eine Sache, aber wenn die Mitarbeiter diese Sichtweise übernommen haben, dann haben Sie und sie ein ziemlich großes Problem. Dieses große Problem besteht vor allem darin, dass sowohl Sie als auch so, wie Sie denkende Mitarbeiter, auf diese Art und Weise ‘die Wirklichkeit’ enorm verengen, um nicht sagen zu müssen, eine ziemlich arme an wertvollen für ‘das Sein’ Inhalten Parallelwelt erschaffen.
6. Das von uns Gesagte prägt unser Inneres, nicht umgekehrt.
Lieber Herr Baumann,
natürlich könnte man den Versuch unternehmen, all diese Nachteile in dieser Ihren Parallelwelt zu neutralisieren, aber weder im Monolog mit sich selbst, auch bei den allerbesten und teuersten Achtsamkeitsübungen, noch im Dialog in so einer deutlich verkleinerten und gedanklich massiv verarmten, daher meistens zwangsläufig sich selbst bestätigenden Gruppe, wird es funktionieren. Der Philosoph und ehemalige Rektor der Hamburger Universität Ernst Cassierer meinte, im Gegensatz zu dem, was die allermeisten Menschen glauben, nicht unsere Gedanken, nicht unsere innere Welt prägen das von uns Gesagte, sondern umgekehrt. Ja, Sie haben es richtig verstanden: Das was immer Sie sagen, prägt Ihre innere Welt. Nein, nein, nicht umgekehrt, lieber Herr Baumann.